F.L. Jahn im „Nachrichtenblatt“ (1846): Über den Turnergruß „Gut Heil!“
„Gut Heil!“ ist ein deutscher Gruß wie nur irgendeiner. Guten Morgen, guten Tag, guten Abend, gute Nacht wünscht sich die ganze deutsch sprechende Welt. „Gute Fahrt!“ wird den Schiffern zugerufen, den Kriegern „Guter Marsch!, den Wächtern „Gute Wacht!“, den Marktgängern „Guter Markt!“, den Kaufleuten „Gutes Geschäft!“, auch „Gute Verrichtung!“, den Kirchgängern „Gute Andacht!“. In all diesen Aussprachen ist ganz was anderes und mehr als der bloße Gegensatz von schlecht, böse und schlimm. Bei alljenen Rednissen tritt noch unverkennbar die ursprüngliche Ableitung von gut hervor, die Weitergang und Ausgang zusammenfasst und sich zum selbsttätigen Fortschritt des handelnden Lebens bekennt.
Heil ist aber kein Ding, was das Glück einem zuschneit. Heil will erstrebt, errungen, erworben, erhalten und bewahrt sein. So ist „Gut Heil!“ für das Wesen der Turnkunst bezeichnend, wo Selbsttätigkeit erst Selbstsändigkeit gewinnt. Darum mögen die Turner mit vollem Bewusstsein sich untereinander durch „Gut Heil!“ ermuntern.
Endlich ist „Gut Heil!“ ein alter Wunsch, wenn auch lange Zeit in Vergessnis, woran die Deutschen sehr gelitten haben. Das Turnen, was so vieles wieder lebendig gemacht, hat auch „Gut Heil!“ wieder hervorgerufen. Seit 1817 erscheint es neuerdings in Druck. Zuletzt ist „Gut Heil!“ nunmehr im allgemeinen Gebrauch der deutschen, turnenden Welt. Darum, liebe Turner! Lasst Euch nicht irren, nicht verwirren. Grüßt unverzagt und unbekümmert um Sprachmäkelei nach wie vor mit „Gut Heil!“.